Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.
(Rainer Maria Rilke)
Wie Trauma sich manifestiert und wie es sich wieder auflöst lässt sich am besten verstehen, indem wir der Biologe unseres Körpers auf die Spur kommen.
Während eines traumatischen Ereignisses erfährt der Körper auf zellulärer Ebene einen Ausbruch von immenser Energie, die oft im System stecken bleibt. Es ist wie wenn dieses Einfrieren der Energie - ursprünglich eine Schutzreaktion des Systems auf Überforderung und Überwältigung - jetzt auch unsere Vitalität und Lebenskraft gefangen hält.
Unsere natürlichen Reaktionen auf Bedrohung sind Flucht oder Kampf. Oder, wenn beide nicht erfolgversprechend oder schlichtweg nicht möglich sind, der Totstellreflex. Hält diese Immobilität zu lange an, kann sich die enorme eingefrorene Energie nicht entladen, die hohe Aktivierung im Nervensystem bleibt bestehen, und die Fähigkeit des Körpers zur Selbstregulation wird gestört.
Dieser „eingefrorene“ Zustand mag äusserlich ruhig aussehen - innerlich kann er sich ähnlich anfühlen, wie wenn man im Auto Gas und Bremse gleichzeitig betätigen würde. Der Motor dreht total hoch - ohne wirklich vorwärts zu kommen. Die in die Leere laufende Energie produziert dann nicht selten alle möglichen Symptome.
Traumasymptome werden nicht durch das äußere Ereignis verursacht. Sie entstehen, wenn überschüssige Energie nach dem traumatischen Erlebnis nicht aus dem Körper entladen wird. Diese Energie bleibt im Nervensystem gebunden und kann auf Köper und Geist verheerende Auswirkungen haben.
(Peter Levine)